Low Budget Marketing für KMU

Natalia Kurshina studiert Marketingmanagement an der Fachhochschule des Mittelstands (FHM) in Hannover. Im Rahmen ihrer Bachelorarbeit zum Thema „Low Budget Marketing – Möglichkeiten und Grenzen der Markenprofilierung im B2C Segment für kleine und mittelständische Unternehmen“ hat sie ein Experteninterview mit mir durchgeführt.

Hier findet Ihr einen Auszug der Fragen – viel Spaß beim Lesen!

Natalia Kurshina: Inwieweit, Ihrer Meinung nach, ist es wichtig für kleine und mittelständische Unternehmen eine Marketingstrategie zu entwickeln?

Auch kleine und mittelständische Unternehmen benötigen eine klare Marktpositionierung, um dauerhaft auf dem Markt bestehen zu können. Insbesondere die unternehmenseigenen Wettbewerbsvorteile sollten zielgerichtet nach Innen und nach Außen kommuniziert werden, um sich gegenüber den Mitbewerbern deutlich abzugrenzen.

Natalia Kurshina: Ist es heutzutage möglich eine erfolgreiche Marketingkampagne ohne großen finanziellen Aufwand zu gestalten?

Denkbar sind zum Beispiel Guerilla-Marketing-Kampagnen, welche sich oftmals ohne allzu großen finanziellen Aufwand realisieren lassen. Sie eignen sich sowohl für kleine als auch für große Unternehmen. Allerdings setzen Low-Budget-Marketing-Maßnahmen dieser Art in der Regel eine kreative Idee voraus, damit sie entsprechend wirken. Hier bietet sich ein Brainstorming mit den eigenen Mitarbeitern, Kunden und weiteren externen Ansprechpartnern an.

Heutzutage ist es außerdem unabdingbar, dass das Unternehmen im Internet für seine Kunden leicht auffindbar ist. Eine effizient geplante und umgesetzte Content-Marketing-Strategie stellt eine besonders effektive Form der Suchmaschinenoptimierung dar. Inhalte zu erstellen kostet nicht wirklich viel Geld, allerdings viel Zeit! Für kleine und mittelständische Unternehmen kann es daher sinnvoll sein, die eigenen Mitarbeiter für die Erstellung diverser Blogbeiträge einzusetzen. Wichtig ist allerdings, dass jeder veröffentlichte Artikel einen wirklichen Mehrwert für den Kunden bietet. Denkbar ist zum Beispiel die Erstellung von Anleitungen oder Checklisten, welche den Kunden in einer konkreten Problemsituation unterstützen. Dies setzt eine genaue Kenntnis der Interessen, offenen Fragen und Wünsche des Kunden voraus, so dass im ersten Schritt ggf. die Durchführung und Auswertung einer Kundenbefragung sinnvoll ist.

Darüber hinaus können persönlich und authentisch verfasste Berichte der Mitarbeiter (z.B. aus dem beruflichen Alltag) die Identifikation des Kunden mit dem eigenen Unternehmen erhöhen und damit langfristig zu einer wachsenden Kundenbindung beitragen. Neben der Einrichtung eines Unternehmensblogs auf der Webseite bietet sich die Einbindung verschiedener sozialer Medien wie Facebook, Twitter, Instagram und Pinterest an.

Darüber hinaus ist das Thema Personalmarketing vor dem Hintergrund wachsenden Fachkräftemangels für kleine und mittelständische Unternehmen relevanter denn je. Potenzielle neue Mitarbeiter können über verschiedene Blogbeiträge sowie die Präsenz auf sozialen Plattformen wie Xing oder LinkedIn auf das eigene Unternehmen aufmerksam gemacht werden.

Aber auch das altbewährte Mittel der positiven Mund-zu-Mund-Propaganda lässt sich immer gut einsetzen, um Neukunden vergleichsweise kostengünstig für das eigene Unternehmen zu gewinnen. Dabei werden die Bestandskunden als sogenannte Multiplikatoren genutzt.

Das noch vergleichsweise „junge“ Unternehmen HelloFresh geht hier mit gutem Beispiel voran: zufriedene Kunden können ein sogenanntes „Probe-Abo“ an Freunde, Verwandte und Bekannte verschenken. Dabei erhalten sie einen Gutschein in Höhe von 12 Euro für ihren nächsten Kauf gut geschrieben. Der durch sie geworbene Neukunde bekommt die erste „Essensbox“ zum halben Preis geliefert. Dies führt schnell zu einer steigenden Nachfrage bei kalkulierbaren Kosten.

Ein weiteres positives Praxisbeispiel kann ich aus meiner persönlichen Erfahrung nennen: für einen regionalen Fleischer haben wir einen Tag der offenen Tür durchgeführt. Neben kostenpflichtigen Snacks und Getränken wurde den Besuchern dabei eine persönliche Führung durch den Betrieb geboten. Insgesamt 400 Kunden erhielten bei dieser Gelegenheit einen tiefen Einblick in die Produktion und Philosophie des Familienunternehmens. Dabei hielten sich die Kosten vor und nach der Durchführung in Grenzen. Dem engagierten Einsatz der Mitarbeiter hat es das Unternehmen zu verdanken, dass diese Aktion als eine erfolgreiche Marketing-Kampagne bewertet werden kann. Neben den Auswirkungen auf das Image und die Bekanntheit des Unternehmens ist der positive Mund-zu-Mund-Propaganda-Effekt an dieser Stelle nicht zu unterschätzen.

Weitere Impulse für den Einsatz innovativer Low-Budget-Marketing-Maßnahmen finden Sie hier.

Natalia Kurshina: Wie sehen sie die Vor- und Nachteile des Einsatzes von innovativen Marketing-Instrumenten gegenüber den Instrumenten vom klassischen Marketing?

Klassisches Marketing wie die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit oder die Durchführung von Direktmarketing-Kampagnen kann meines Erachtens auch innovativ eingesetzt werden.

Die Organisation und Umsetzung von Marketingaktivitäten sollte daher stets unter dem Kosten-Nutzen-Gesichtspunkt betrachtet werden. Problematisch ist an dieser Stelle, dass sich der Nutzen nicht immer direkt messen lässt! Hierfür ist die Einrichtung und Messung sogenannter Erfolgskennzahlen wie zum Beispiel die Steigung des Bekanntheitsgrades nach der Durchführung einer Guerilla-Marketing-Kampagne notwendig. Dies setzt allerdings eine repräsentative Umfrage voraus, was wiederum recht aufwändig und damit kostspielig ist.

Eine erfolgreiche Content-Marketing-Strategie führt in der Regel zu erhöhten Zugriffszahlen auf die Unternehmenswebseite sowie zu einer verbesserten Auffindbarkeit der Webseite im Netz. Eine gut umgesetzte Personalmarketing-Kampagne hat zum Beispiel den wachsenden Eingang qualifizierter Bewerbungen zur Folge.

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