Die Vermarktung von regionalen Produkten im Lebensmitteleinzelhandel gewinnt seit Jahren immer mehr an Bedeutung. Supermärkte wie Edeka, Real und Rewe schaffen Sonderflächen für Wurst & Co. aus der Region oder markieren regionale Waren mit einem Zusatzschild.
Die deutschen Handelskonzerne versuchen damit nicht zuletzt, den wachsenden Bedürfnissen ihrer Kunden nach naturbelassenen Lebensmitteln, kurzen Transportweggen und der Förderung heimischer Arbeitsplätze gerecht zu werden. Laut einer Umfrage des Forsa-Instituts achten 65 Prozent der Verbraucher beim Kauf ihrer Lebensmittel auf die regionale Herkunft.
Doch was versteht man eigentlich genau unter dem Begriff „Regionale Produkte“? Neben verschiedenen staatlichen Landeszeichen wie Geprüfte Qualität Hessen oder Ökoqualität Bayern werben Einzelhändler mit eigens geschaffenen Regionalsiegeln wie Unsere Heimat echt und gut.
Netto hat sich hierzu etwas Interessantes einfallen lassen: auf den Verpackungen vieler Obst-, Gemüse-, Fleisch- und Kartoffelwaren ist seit Ende Januar 2012 ein QR-Code abgedruckt. Smartphone-Besitzer können diesen über eine kostenlose App einfach einscannen. Somit erfahren sie, woher das Produkt stammt. Rezepte und passende Lebensmittel-Empfehlungen bieten einen weiteren Anreiz zum Kauf. Dabei hat es sich die Supermarktkette zum Ziel gesetzt, ab dem Jahr 2012 verstärkt mit mittelständischen und familiengeführten Unternehmen aus der Region zusammenzuarbeiten. Hierzu zählen Landwirte, Bäckereien, Brauereien oder Mineralquellen. Seit dem Sommer 2008 hat netto zudem die Initiative „Ein Herz für Erzeuger“ gestartet. Alle Produkte dieser Eigenmarke werden mit einem Aufschlag von jeweils zehn Cent verkauft – im Vergleich zum günstigsten Eigenmarken-Artikel. Dieser Aufschlag wird ohne Abzüge an die herstellenden Erzeuger weitergeleitet.
Auch Edeka kooperiert mit lokalen Erzeugern wie dem Milchbauern Hemme Milch aus der Wedemark bei Hannover. In den Märkten werden alle Artikel mit dem Schild „Aus unserer Region“ hervorgehoben und sind somit für den Verbraucher gut erkennbar. Rewe beschreibt den Ausbau seines Sortiments um regionale Produkte als „ein wichtiges strategisches Ziel.“ Hierfür hat der deutsche Handelskonzern sogar eigens sogenannte Lokalitätsbeauftragte ernannt. Die Aufgabe der Mitarbeiter ist es, die lokalen Sortimente in allen Niederlassungen zu fördern und auszubauen.
Um Täuschungen und Irreführungen zu vermeiden, fordern Verbraucherschützer – analog zum Bio-Siegel – einheitliche Kriterien und einen gesetzlichen Rahmen für die Kennzeichnung regionaler Produkte. Wichtig für den Verbraucher sind vor diesem Hintergrund Produktkennzeichnungen, aus denen hervorgeht, ob alle Bestandteile des Produktes tatsächlich aus der benannten Region stammen. So kommt es in der Realität häufig vor, dass Lebensmittel wie Äpfel oder Kartoffeln am beworbenen Ort verpackt und weiter zur Handelsfiliale transportiert wurden, jedoch ganz woanders angebaut und geerntet worden sind. Außerdem sollten diese Regionalaussagen regelmäßig und unangekündigt durch unabhängige Prüfinstitute kontrolliert werden.