Die Lebenshaltungskosten in Deutschland sind – verglichen mit anderen EU-Ländern – etwas teurer als der Durchschnitt. Dies ist nach einer aktuellen Studie des Statistischen Bundesamtes insbesondere auf die Lebensmittelpreise zurückzuführen, welche zehn Prozent mehr kosteten als im EU-Schnitt.
Mich persönlich haben diese Ergebnisse überrascht, da die sogenannte „Geiz ist Geil“-Mentalität der vergangenen 10 Jahre nicht vor Esswaren wie Milch, Käse oder Obst zurückgeschreckt ist. Jeder Verbraucher konnte dabei beim (fast) nicht mehr zu unterbietenden Preiskampf zwischen den einzelnen Discountern zuschauen und profitierte von Angeboten, die entweder zu Lasten der Landwirte gingen oder dem Eindruck nach unter dem Herstellungspreis lagen. Letzteres – natürlich nicht nachgewiesen – um uns in die Läden zu locken und hier weitere Produkte für mehr Geld zu kaufen.
Doch diese ruinöse und wertvermindernde „Geiz ist Geil“-Mentalität ist bereits seit längerer Zeit nicht mehr zeitgemäß. Selbst Media Markt hat dies erkannt und im vergangenen Jahr seine Preispolitik geändert. Weg von „überzogenen Preisaktionen“ hin zu „dauerhaften Tiefpreisen“. Auch die von Götz Werner gegründete Drogerie-Handelskette DM ködert ihre Kunden nicht mit scheinbaren Sonderpreisen. Statt dessen ist auf den Preisschildern in den Regalen zu lesen, wann der aktuelle Preis zuletzt erhöht worden ist. Diese transparente und nicht irreführende Preispolitik überzeugt die Kunden und wird von ihnen mit Vertrauen und Treue belohnt.
Auch wenn die Lebensmittelpreise insgesamt angestiegen sind und sich die Haltung vieler Verbraucher nachhaltig ändert: die Preise für viele Basisprodukte wie Milch oder Brot sind in Deutschland noch immer sehr niedrig. Ein Bundesbürger bezahlt hierfür rund 25 Prozent weniger als ein Franzose, ein Italiener oder Brite. Sicherlich können sich nicht alle Menschen hochqualitative und entsprechend teure Lebensmittel leisten. Und selbstverständlich steht der Preis nicht im Umkehrschluss für die hohe Qualität des Nahrungsmittels. Wir brauchen an dieser Stelle dennoch einen allgemeinen Mentalitätswandel. Lebensmittel müssen wieder mehr wertgeschätzt werden, als dies derzeit insgesamt der Fall ist. Hiervon sollte jede Bildungsschicht profitieren. Angefangen in den Schulen: sei es, ob auf dem Gymnasium oder in den Haupt- und Realschulen. Klassen können zusammen kochen oder verschiedene Bauern- und Biohöfe aus der Region besuchen. So bekommen schon Kinder früheren Alters ein Gefühl für „echte“ Lebensmittel und kennen nicht nur das Fertiggericht aus der Verpackung.
Bundesverbraucherschutzministerin Ilse Aigner fasste es auf der Auftaktveranstaltung Dialog Lebensmittel „Wir schaffen Werte“ am 24. Mai 2012 in Berlin mit folgenden Worten zusammen: „..wir brauchen auch wieder mehr Wertschätzung für Lebensmittel, es muss ‚chic‘ werden, mehr Geld für gutes Essen und Trinken auszugeben.“ Was haltet ihr davon? Erlaubt es euer Budget, frische und qualitative Lebensmittel einzukaufen oder bevorzugt ihr die günstige Variante vom Discounter?